Kennzahlen Einmaleins: Bestellbestand

Kennzahlen Einmaleins: Bestellbestand

Bestellbestand

Ich habe festegestellt, dass an vielen Stellen, vor allem in den einschlägigen Facebook-Gruppen im Amazon FBA Umfeld oft die einfachsten betriebswirtschaftlichen Fragen gestellt werden. Also dachte ich mir, es wäre doch eine sinnvolle Sache, zumindest die gängigsten Kennzahlen einmal genauer unter die Lupe zu nehmen und zu beschreiben. Damit das alles nicht zu abstrakt wird, werde ich anhand von konkreten Beispielen aufzeigen, wofür welche Kennzahl gut ist und wie du sie ermitteln und nutzen kannst.

Das Thema dieses ersten Beitrags aus der Reihe „Kennzahlen Einmaleins“ ist der Bestellbestand.

Lagerbestandsüberwachung

Zunächst einmal Glückwunsch: Wenn du diesen Beitrag liest, bedeutet das vermutlich, dass dein Produkt im Markt ankommt und du dich bereits mit dem Gedanken einer Nachbestellung befasst!

Aus verschiedenen Gründen solltest du es vermeiden, dass dein Lagerbestand auf Null fällt. (Es sei denn, du hast dich entschieden, ein Produkt auslaufen lassen zu wollen)

Diese Gründe sind beispielsweise:

  1. Entgangener Umsatz
  2. Verlust des Verkaufsrangs
  3. Enttäuschte Kunden
  4. Verlust von Marktanteilen

Auf der anderen Seite ist es aber auch nicht sinnvoll dein Lager mit zu viel Ware zu fluten. Denn in den Produkten ist Kapital gebunden, das du damit nicht anderweitig verwenden kannst. Außerdem verlangt Amazon auch Lagergebühr. Bei kleinen Produkten fällt das kaum ins Gewicht, bei Großen ist es aber schon merkbar.

Wir brauchen also eine Lösung, um den optimalen Bestellzeitpunkt zu finden.

Später, in einem anderen Beitrag, werde ich auch noch auf die optimale Bestellmenge zu sprechen kommen.

Und hier kommt nun der Bestellbestand ins Spiel…

Bestellbestand

Wie der Name schon verrät, ist dies der Bestand, bei dem eine neue Bestellung ausgelöst werden sollte. Als Synonym kannst du an dieser Stelle auch den Begriff „Meldebestand“ verwenden. Dieser Begriff beruht auf der Tatsache, dass bei Erreichen dieses Bestandes eine Meldung ausgelöst wird, die das Signal gibt, eine neue Bestellung auszulösen. Für alle deine Produkte, solltest du diesen berechnen, um nicht den korrekten Zeitpunkt für eine Nachbestellung zu verpassen. Neben dem Besellbestand ist auch der Mindestbestand oder Sicherheitsbestand eine wichtige Größe.

Mindestbestand

Der Mindestbestand ist sozusagen dein Puffer, der dich davor schützt, dass dein Lager leer gekauft wird. Wenn immer alles planmäßig läuft, sollte dein Mindestbestand niemals unterschritten werden. In der Praxis läuft aber selten alles planmäßig. Beispielsweise dauert die Produktion deiner Waren länger als geplant oder deine fertig produzierten Waren hängen beim Zoll fest, oder die Etiketten wurden falsch bedruckt und du musst den Fehler erst beheben und und und… All das ist eine Gefahr für die Produktverfügbarkeit.

In all diesen Fällen ist es sinnvoll einen Mindestbestand festgelegt zu haben, der den größten Teil der ungewollten Zwischenfälle zeitlich abfängt.

Berechnung des Bestellbestandes

Den Bestellbestand zu berechnen ist wirklich kinderleicht. Du benötigst die folgenden Angaben:

  1. Durchschnittler Verbrauch/Verkauf
  2. Lieferzeit
  3. Sicherheitsbestand

Diese Angaben musst du natürlich ermitteln bzw. festlegen. Ich persönlich rechne im Amazon Umfeld immer mit wöchentlich Angaben.

Die durchschnttlichen wöchentlichen Verkäufe kannst du sogar in der sellercentral einfach ablesen. Du findest den Wert im „Bericht zu vorrätigem Lagerbestand“ im Verkaufscoach.

Die Lieferzeit erfährst du von deinem Lieferanten bzw Produzenten. Vergiss dabei nicht auch die Versandzeit hinzuzurechnen. Am Ende benötigst du die komplette Zeitspanne vom Auslösen der Bestellung bis zum Eintreffen der Lieferung im Amazon-Lager.

Den Sicherheitsbestand musst du individuell festlegen. Ich selbst gönne mir hierbei 2 Wochen. Aber meine erste Nachbestellung steht auch gerade an, das heißt ich bin noch recht unerfahren, was die Zuverlässigkeit meines Produzenten angeht. Ich denke, dass ich den Sicherheitsbestand später reduzieren werde…

Mit der Formel

Bestellbestand  =  Verbrauch  x  Lieferzeit  +  Sicherheitsbestand

kommst du schließlich zum gewünschten Ergebnis.

Beispielrechnung

Lass uns die folgenden Annahmen treffen:

Du verkaufst 35 Einheiten deines Produktes in der Woche. Dein Produzent sagt dir, dass er nach Bestelleingang 3 Wochen für die Produktion benötigt. Er verschickt alles per Luftfracht und bestätigt dir eine Versandzeit von 7 Tagen. Da du die Produkte erst einmal begutachten möchtest, wird zunächst alles deine Adresse geliefert. Du wirst die Lieferung dann aber direkt weiter ans Amazonlager senden. Bis zur Einbuchung rechnest du mit einer weiteren Woche. Den Sicherheitsbestand setzen wir auf 1 Woche, also 35 Einheiten fest.

Daraus ergibt sich folgende Rechnung:

35 Einheiten  x  5 Wochen  +  35 Einheiten = 210 Einheiten

Das bedeutet also, dass du bei einem Bestand von 210 Stück mit deinem Lieferanten in Kontakt treten solltest, um eine neue Bestellung zu platzieren.

Grafisch dargestellt sieht das dann so aus:

Bestellbestand_Diagramm1

 

Ein Tipp aus eigener Erfahrung

Ich habe es weiter oben schon erwähnt, dass ich gerade meine zweite Bestellung aufgegeben habe. Ich habe noch weit vor dem eigentlich errechneten Bestellbestand Kontakt mit meinem Produzenten aufgenommen, um schonmal „vorzuwarnen“. Darauf hin teilte er mir mit, dass viele Kunden bereits das Weihnachtsgeschäft vorbereiten und deshalb die Produktionszeit von 10-12 auf 20-25 Tagen gestiegen ist. Zwar hätte ich das mit meinem Sicherheitsbestand von 2 Wochen abfangen können, aber ich bin trotzdem sehr froh, dass ich die Infos erhielt und somit meine Bestellung rechtzeitig aufgeben konnte.

Fazit: Kontrolliere deine Annahmen regelmäßig. Denn auch wenn beispielsweise deine wöchentlichen Sales steigen, musst du natürlich den Bestellbestand anpassen!

Tools

Um nicht jedes Mal wieder alle Infos zusammen zu suchen, ist es sinnvoll, dass du dir eine Übersicht der Bestellbestände deiner Produkte anlegst. In meinen Augen eignet sich Excel, Numbers oder Google Spreadsheet perfekt für solche Sachen, da dort auch direkt die Formel hinterlegt werden kann.

amzSellerToolboxWer das Ganze vorgefertigt haben möchte, kann mal ein Auge auf meine AMZ Seller Toolbox werfen, dort gibt es u.a. einen Bestellbestandsrecher

 

 

 

Selbstverständlich freue ich mich, wie immer, über deine Kommentare!


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3 Comments

  1. Viola

    Guter Artikel. Ich freue mich schon auf die weiteren Teile des 1×1!

    • Hi Viola!
      Danke Dir. Es wird schon bald weitergehen. Hast Du denn einen Wunsch, über was Du als nächstes Lesen willst?

      Grüße,
      Daniel

  2. Philipp Vogel

    Super Artikel! freue mich auf deinen weiteren Weg 🙂

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