Anpassung der Amazon Versandgebühren ab dem 31.03.2022
In 2022 ist es wieder einmal soweit, die Amazon FBA Gebühren werden angepasst. Die Anpassungen betreffen die Europäischen Marktplätze und bringen Erhöhungen und Strukturanpassungen der Versandkosten mit sich.
FBA-Rechner
Im FBA-Rechner, den Du kostenlos HIER erhalten kannst, sind bereits jetzt die Gebühren enthalten, die ab dem 31.03.2022 gültig werden. Solltest Du bereits die kostenpflichtige Version des FBA-Rechners, melde Dich bitte im Downloadbereich an. Dort steht die neue Version für Dich zum Download bereit.
Bitte beachte, dass die frühere Version von, also kleiner als Version 2.0, nicht mehr von mir aktualisiert wird. Das hatte ich vor einiger Zeit schon in einem Artikel angekündigt, indem Du auch eine gute Übersicht über den aktuellen FBA-Rechner findest.
Übersicht der Anpassungen von Amazon
Genug über den FBA-Rechner geredet, schauen wir uns nun also die kommenden Änderungen und Neuerungen an.
Versandkosten
Es gibt eine Reihe an Anpassungen, die relevanteste ist jedoch die Aktualisierung der Versandkosten. Zur Erinnerung, die Versandkosten sind die FBA Gebühren. Also die Gebühren, die Du mit jedem verkauften Artikel an Amazon zahlst, damit Dein Produkt verpackt und verschickt wird. Hier passt Amazon dieses Mal nicht nur die Preise an, sondern fügt neue Gewichtsklassen hinzu und führt eine komplett neue Metrik ein, das Volumengewicht.
Die exakten Infos, findest Du hier: Änderungen der Versandgebühren für Versand durch Amazon im Jahr 2022
Lagergebühren
Neben den Versandkosten werden auch die Remissions- und Entsorgungskosten angepasst, also erhöht. Auch die Langzeitlagergebühr wird etwas angepasst. Nicht nur Artikel, die länger als 365 Tage lagern müssen teuer gelagert werden. Auch für Artikel, die zwischen 331 und 365 Tagen unverkauft im Lager liegen, zahlst Du ab dem 15.05.2022 einen Aufschlag.
Details hierzu findest Du hier: Monatliche Lagergebühr für Versand durch Amazon und Aufschlag für Altbestand im Lager für das Jahr 2022
Sonstige Anpassungen
Daneben gibt es noch verschieden Rabattaktionen, die Amazon temporär anbietet. Die wohl wichtigste diese Aktionen ist die Senkung der Zusatzgebühr, wenn Du Deine Artikel nicht in Polen oder Tschechien lagerst (Programm Mitteleuropa). Diese Gebühr wird von 0,35€ auf 0,25€ gesenkt. Im FBA-Rechner ist das entsprechend berücksichtigt.
Weitere Aktionen sind folgende:
- Rabatt für die Gebühr für das Europäische Versandnetzwerk (EU ins Vereinigte Königreich und umgekehrt)
- Rabattaktion für das Amazon Transportpartner-Programm (*)
- Ermäßigung des Zuschlags für die Nichtteilnahme an der Erweiterung des Versandnetzwerks
- Rabattaktion für prozentuale Verkaufsgebühren auf Bekleidung, Schuhe und Handtaschen
- Rabattaktion für prozentuale Verkaufsgebühren im polnischen Store (*)
Die mit (*) gekennzeichneten Aktionen sind NICHT im FBA-Rechner berücksichtigt.
Bewertung und Erklärung der Neuerungen
Soweit also zur Übersicht. Gehen wir nun an die Details. Ich habe mir gerade nochmal meinen ersten Artikel von 2017 über die Anpassungen der Amazon Gebühren angeschaut. Da war das alles noch deutlich übersichtlicher, da es deutlich weniger Szenarien gab.
Heute, 5 Jahre später, gibt es mehr Marktplätze, mehr Währungen, mehr Versandprogramme, Sondergebühren, Ausnahmen, Rabattaktionen etc. Ich werde im Folgenden nicht jedes einzelnes Szenario erklären, sondern habe mir die Relevantesten herausgepickt.
Bevor wir aber an die Szenarien gehen, schauen wir uns zunächst die neuen Größenkategorien und das neue Volumengewicht an.
Neue Größenkategorien
Zur Erinnerung, bisher gibt es folgende Größenkategorien:
- kleiner Briefumschlag (≤ 20 x 15 x 1 cm, maximal 80g)
- Standard Briefumschlag (≤ 33 x 23 x 2,5 cm, maximal 460g)
- Großer Briefumschlag (≤ 33 x 23 x 5 cm, maximal 960g)
- Standard Paket (≤ 45 x 34 x 26 cm, maximal 11.900g)
Ab dem 31.03.2022 kommen nun 2 weitere Kategorien hinzu. Außerdem ändern sich die Maximalabmessungen beim großen Briefumschlag:
- kleiner Briefumschlag (≤ 20 x 15 x 1 cm, maximal 80g)
- Standard Briefumschlag (≤ 33 x 23 x 2,5 cm, maximal 460g)
- Großer Briefumschlag (≤ 33 x 23 x 4 cm, maximal 960g)
- Extragroßer Briefumschlag (≤ 33 x 23 x 6 cm, maximal 960g)
- kleines Paket (≤ 35 x 25 x 12 cm, maximal 3.900g)
- Standard Paket (≤ 45 x 34 x 26 cm, maximal 11.900g)
Das führt idealerweise dazu, dass die Produkte mit passenderer Verpackung versendet werden können und weniger Luft transportiert wird. Und letztlich können auch die entsprechenden Kosten genauer zugeordnet werden. Vor allem die Einführung des kleinen Pakets war ein notwendiger Schritt. Denn zuvor wurde jedes Produkt mit eine Höhe größer 5cm in ein Paket gepackt, das eigentlich für 26cm Höhe ausgelegt war. Jetzt gibt es mit 12cm Höhe eine gute Zwischengröße.
Tatsächlich macht sich das auch bei den Kosten bemerkbar.
Ein Beispiel mit positivem Effekt:
Dein Produkt hat die Abmessungen 31x20x11cm und wiegt 1,6kg. Bis vor dem 31.03.2022 wäre das die Kategorie Standard Paket bis 1,9kg geworden. ab dem 31.03.2022 ist es die Kategorie Kleines Paket bis 1,9kg. Legt man die neuen Preise daneben, macht das 0,54€ Unterschied (4,56€ statt 5,10€ bei lokalem Versand innerhalb DE)
Ein anderes Beispiel, mit negativem Effekt:
Dein Produkt hat die Abmessungen 31x20x5cm und wiegt 0,8kg. Bis vor dem 31.03.2022 wäre das die Kategorie Großer Briefumschlag geworden. ab dem 31.03.2022 ist es die Kategorie Extragroßer Briefumschlag. Betrachtest Du hier die neuen Preise, zahlst Du 0,36€ mehr (2,96€ statt 2,60€ bei lokalem Versand innerhalb DE)
Volumengewicht
Das ist eine alternative Art die Gewichtskategorie zu bestimmen. Ich zitiere hierzu die Erklärung von Amazon:
Ab dem 31. März 2022 verwenden wir die Abmessungen und das Stückgewicht Ihres Artikels, um die Größenkategorie innerhalb der Übergröße (kleine, Standard- und große Übergröße) zu ermitteln. Um die Gewichtsklasse des Produkts zu bestimmen, verwenden wir das höhere der beiden Gewichte (Stück- oder Volumengewicht). Das Volumengewicht in Kilogramm wird berechnet mittels (Länge x Breite x Höhe in cm3) geteilt durch 5000. Nachfolgend finden Sie ein Beispiel. Diese Änderung gilt nicht für Sonderübergröße.
D.h. beide Werte werden berechnet und der jeweils höhere Wert wird für die Gebührenberechnung verwendet. Amazon stellt ein schönes Beispiel dazu bereit, um das Thema zu verdeutlichen:
Dadurch sollen in Zukunft Produkte mit einer geringen Dichte besser berechnet werden. Also diejenigen Produkte, die groß und leicht sind und deshalb eine für das Gewicht eher untypisch große Verpackung brauchen.
Am besten Du berechnest das für Deine Produkte einfach mal aus. Im FBA Rechner wird das automatisch gemacht. Du siehst die Berechnung hier:
Es können vereinzelt schon sehr große Werte beim Volumengewicht herauskommen im Vergleich zur Stückgewicht-Berechnung. Bei den Übergrößen sind die Gebühren so angelegt, dass die Preise in gewissen Gewichts-Ranges nur 0,01€ pro Zusatz-kg steigen. Im Beispiel weiter oben wären das also 7 Cent mehr von der Kategorie 1,76kg zu 8,76kg.
Änderung der FBA Gebühren
Szenario 1: Verkauf in Deutschland und Lager in Deutschland
Für die meisten Leser ist das sicher der relevanteste Fall.
Betrachten wir zunächst die Standgrößen:
Hier können wir 3 Bereiche sehen. Der erste Bereich sind die Briefumschläge. Hier gibt es nur geringe Preiserhöhungen bis zu ca. 5%. In der Grafik sind die Aufschläge für Nicht-Teilnahme am Programm Mitteleuropa nicht berücksichtigt. Das es hier eine Reduzierung von 35 Cent auf 25 Cent gibt, steigen die Versandkosten in diesem Bereich effektiv gar nicht.
Im zweiten Bereich gibt es keine Vergleichsbalken. Das sind die neuen Größenkategorien, die weiter oben bereits erklärt wurden.
Der dritte Bereich sind die Pakete bis 11,90kg. Hier gibt es leider deutliche Preiserhöhungen von bis zu 20%. Vor allem die Pakete bis 3,90kg sind am stärksten betroffen. Die schwereren Pakete kommen etwas besser davon.
Ein etwas anderes Bild sehen wir bei den Übergrößen:
Die Balken ohne Vergleichsbalken kommen daher, dass es bis 31.03.2022 Kleinere Maximalgewichte der Kategorien gab. Ab dem 31.03.2022 sind die Kategorien theoretisch unbegrenzt vom Gewicht. Die Preise stiegen pro zusätzlichem kg jeweils um wenige Cent. Die Grafik ist insofern nicht komplett. Lediglich bei der kleinen Übergröße habe ich zur Veranschaulichung pro Zusatz-kg einen weiteren Balken eingefügt.
Insgesamt gibt es kaum Preiserhöhungen bei den Übergrößen. Die größte prozentuale Erhöhung liegt bei knapp 5%. Vor allem die großen und schweren Produkten schneiden sehr gut ab, mit Steigerungen von unter 1%.
Szenario 2: Verkauf in Deutschland und Lager in Deutschland mit Small & Light
Auch beim Programm Small & Light gibt es neben Preisanpassungen ebenfalls neue Größenkategorien. Ein Extragroßer Briefumschlag und ein kleines Paket wird es in Zukunft geben:
Grundsätzlich ist das ein Vorteil für Verkäufer, denn die Versandgebühren sind hier etwas günstiger als im Standard FBA Programm. Allerdings sind es wirklich nur geringe Ersparnisse in vergleichbaren Kategorien.
Das kleine Paket bis 400g kostet bei Small&Light in DE bei lokalem Versand 2,98€. Exakt das gleiche Paket gibt es auch beim normalen FBA Programm und kostet dann aber 3,18€
Die neuen Gebühren ab 31.03.2022 steigen alle um ca. 11%-12%. Bei den anderen Europäischen Marktplätzen, die ebenfalls Small&Light anbieten (ES, FR, IT und UK) steigen die Gebühren etwas weniger. Im Durchschnitt ca. 7%
Szenario 3: Lagerung in DE, Verkauf Spanien, Italien oder Holland, Versand über EFN
EFN, also European Freight Network, nutzt Du bekanntermaßen dann, wenn Du nur in einem Land lagerst – meistens wird das in Deutschland sein – und Du auch in anderen Europäischen Ländern verkaufst. D.h. Amazon versendet deine Produkte international, bei jeder Bestellung. EFN ist entsprechend die teuerste Versandkategorie.
In den letzten Jahren sind die EFN Preise enorm gestiegen, deutlich mehr als alle anderen Preise. Insbesondere in 2018 war das extrem. In 2022 ist das nicht so. D.h. die Preise steigen auch, aber eben nicht mehr als alle anderen Preise.
Die Grafik der Standardgrößen über EFN ist sehr ähnlich der oben gezeigten Grafik der Standardgrößen per lokalem Versand. Also geringe Steigerungen für kleine, leichte Produkte und Steigerungen von 20% bei großen, schweren Produkten.
Auch bei den Übergrößen sind die Anpassungen bei EFN sehr ähnlich den Anpassungen beim lokalen Versand. lediglich im Bereich der Standard-Übergröße schneiden die EFN Tarife schlechter ab und steigen alle um ca. 7,5%.
Szenario 4: Lagerung in DE, Verkauf in UK, Versand per EFN
In diesem Szenario erleben wir in 2022 eine Besonderheit: Die Kosten sinken!
Hintergrund ist eine Rabattaktion, die für ein Jahr läuft:
Um Sie nach dem Brexit beim Verkauf zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich zu unterstützen, bieten wir für einen Aktionszeitraum von einem Jahr (beginnend am 31. März 2022) einen Rabatt von 20 % auf europäische Versandgebühren von der EU (Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien) in das Vereinigte Königreich und umgekehrt an.
Damit ergeben sich folgende Schaubilder und Gebühren-Einsparungen von bis zu 20%:
Anpassung der Lagergebühren
Zu guter Letzt sehen wir auch Anpassungen der Lagerkosten ab Ende März. Diese steigen moderat um 7% bei den Standardgrößen. Die Gebühren für Übergrößen bleiben konstant bei 18€ (Jan-Sep) bzw. 25€ (Okt-Dez) pro Kubikmeter und Monat.
Es kommt allerdings eine neue, zusätzliche Lagergebühr hinzu für alle Produkte, die zwischen 331 und 365 Tagen Lagerdauer haben. Diese Neuerung greift ab dem 15.05.2022 und gilt nicht für Produkte aus den Kategorien Bekleidung, Schuhe und Taschen, Koffer, Rucksäcke & Taschen, Uhren und Schmuck.
Wirklich teuer wird es aber, wenn Du Ladenhüter lagerst, die mehr als 365 Tage lagen. Hier liegt der Preis bei 170€ pro Kubikmeter und Monat. Das ist allerdings keine Veränderung und gilt auch schon vor dem 31.03.2022.
In Grafiken verpackt sieht das dann folgendermaßen aus:
Fazit
Dunja, es sind halt Preiserhöhungen 🙂 Die mag natürlich niemand gerne haben. Trotzdem sind die Anpassungen aus meiner Sicht moderat. Es ist ja nicht so, dass nur Amazon die Preise erhöht, sondern auch z.B. DHL hat die Portopreise in diesem Jahr erneut erhöht. Die Versandinfrastruktur von Amazon wird immer komplexer. Ich finde es persönlich extrem beindruckend, wie schnell Amazon liefert und wie effizient alles abläuft. Ich betreibe neben Amazon weiterhin einen Webshop mit eigenem Fulfillment. An die Kosten von Amazon komme auch nicht im entferntesten heran.
Aus meiner Sicht ist es das wichtigste, dass Du die neuen Preise in Deiner Kalkulation berücksichtigst. Nur dann kannst Du beurteilen, ob Du ebenfalls Deine Verkaufspreise anpassen musst oder ob Deine aktuelle Marge die gestiegenen Kosten verkraften kann.
Hi,
schwerer Fehler beim Volumengewicht mMn…
Das gilt nur für Übergrößen, nicht aber wie hier beschrieben für Standardgröße, etc.
Frage:
Ich habe die Probeversion für den FBA-Rechner über Digistore24 abgewickelt.
Da bekam ich einen Lizenzschlüssel. Wie komme ich jetzt aber bitte an die Datei? Kein Link führt dorthin.
Danke vorab!
Hi,
danke für den Hinweis. Du hast natürlich Recht, das Volumengewicht ist nur für Übergröße relevant. Ist im Beitrag nun korrigiert.
Sehr schön.
Und wie sieht es bitte mit der Datei vom FBA-Rechner light aus? 🙂
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