GTIN, EAN… Wer blickt da noch durch?

GTIN, EAN… Wer blickt da noch durch?

Auf Grund aktueller Geschehnisse, nämlich der Verschärfung bei den GTIN bzw. EAN Angaben bei Amazon, liegt mir viel daran das ganze Thema wirklich zu verstehen. In diesem Beitrag kannst du einen Überblick zum Thema GTIN, EAN usw erhalten.

Definition GTIN aus wikipedia:

Die Global Trade Item Number (GTIN) ist eine von der GS1 verwaltete und vergebene Identifikationsnummer, mit der Produkte und Packstücke weltweit eindeutig identifiziert werden können. Sie ist die aktuelle Bezeichnung für die bis 2009 gebräuchliche European Article Number (EAN).

Amazon und die Fake GTIN

Mark Steier von wortfilter.de hat gestern folgenden Artikel auf seiner Seite veröffentlicht: Amazon löscht Angebote mit Fake-GTIN

In der FBA Community hat die Meldung für großen Wirbel gesorgt! Viele FBAler nutzen nämlich Fake-GTINs oder Fake-EANs und laufen somit Gefahr, dass Ihre Angebote bald aus Amazon gestrichen oder zumindest temporär deaktiviert werden.

Wie jeder große Konzern muss auch Amazon dafür sorgen, aufgeräumte und strukturierte Stammdaten in den Systemen zu haben. Glaube mir, das ist keine Selbstverständlichkeit. Ich war selbst 3 Jahre im „Team Stammdaten“ eines DAX30-Konzerns beschäftigt. Ich erinnere mich hier außerdem gerne an einen Professor von mir, der uns beibrachte: „Garbage in – Garbage out“, also im übertragenen Sinn: wenn der Input scheiße ist, kann der Output auch nur scheiße sein. Und damit hatte er auch vollkommen Recht. Es ist essentiell einen sauberen Datenbestand zu besitzen. Ohne diesen laufen die Prozesse falsch, Auswertungen sind nur bedingt möglich und unzufriedene Beteiligte (Kunden) sind vorprogrammiert.

In absehbarer Zeit will Amazon deshalb alle hinterlegten GTIN und EAN auf Gültigkeit prüfen.

Was sind aber denn nun die rätselhaften Fake GTIN und Fake EAN?

Diese Antwort zu dieser Frage ist unterschiedlich, je nachdem an welcher Stelle man nachhakt…

Was sagt Amazon dazu?

Um es kurz zu machen: Für Amazon sind alle die Nummern ungültig, zu denen es keine korrekten Einträge in der GS1-Datenbank (GEPIR) gibt.

Konkret bedeutet das, dass geprüft wird, ob

  1. es überhaupt einen Eintrag in GEPIR gibt.
  2. der Eintrag in GEPIR auf die gleiche Firma lautet, die auch bei Amazon als Inhaber der GTIN/EAN angegeben ist.

Weitere Prüfungen sind natürlich denkbar. Allerdings wäre es rein spekulativ hier darüber zu schreiben. Über die beiden genannten Prüfungen hat die GS1 eine Meldung verfasst. Wir können deshalb davon ausgehen, das sie auch durchgeführt werden.

Was sagen andere dazu?

Um das zu verstehen, musst du zunächst darüber Bescheid wissen, wie eine GTIN aufgebaut ist. Die gängige Variante ist die GTIN-13.

***  VORSICHT, jetzt wird es kompliziert ***

Die ersten 7-9 Ziffern stellen die GLN (Global Location Number) dar. Darüber ist der Hersteller des Produktes eindeutig identifizierbar. Die nächsten 3-5 Ziffern identifizieren jeweils einen einzelnen Artikel eindeutig. Jeder Hersteller erstellt also seine eigenen GTIN, indem er seine GLN mit den laufenden Nummern 000-999, 0000-9999 oder 00000-99999 kombiniert. Die letzte Ziffer ist eine Prüfziffer, die sich aus den ersten 12 Ziffern errechnet. Das ganze Thema ist sowieso schon so kompliziert, dass ich auch die Prüfziffer noch erklären kann 😉

Jede Zahl der GTIN wird abwechselnd mit 1 oder 3 multipliziert. Die Summe all dieser Produkte ergibt eine Zahl X und wird aufgerundet zum nächsten Zehner. Die Differenz zwischen X und dem aufgerundeten Wert ist dann die Prüfziffer, die die 13te stelle unserer GTIN bildet.

Am Beispiel von einer Flasche stillem Wasser erkläre ich dir das. Auf der Flasche ist folgender Barcode zu sehen:

GTIN

Die GTIN ist also 4104760421498. Gibst du nun diese GTIN bei der Suche in der GEPIR Datenbank ein, siehst du folgendes:

peterstaler

Du kannst also erkennen, dass die GLN der Firma Peterstaler Mineralquellen GmbH gehört. Außerdem gibt es auch die Möglichkeit eine Artikelabfrage zu starten, die dann folgendes Ergebnis liefert:

blackforest

Im nächsten Bild habe ich einmal dargestellt, wie die Struktur der GTIN aufgebaut ist:

Beispiel GTIN

Die Ziffern 1-7 sind die GLN, also die Nummer des Herstellers. Die Ziffern 8-12 identifizieren den Artikel und die Ziffer 13 ist die Prüfziffer.

Nun aber zurück zur eigentlichen Frage: Was sagen andere zum Thema Gültigkeit der Nummer?

Um Geld zu sparen habe ich für mein eines und erstes Private Label Produkt eine einzelne EAN bei einem der zahlreichen Anbieter im Netz gekauft. Das Geschäftsmodell dieser Anbieter funktioniert so, dass sie eine große Menge an GTIN einkaufen und dann stückweise weiter verkaufen. Dagegen ist auch nichts einzuwänden, wenn die verkaufte Nummer nicht bereits anderweitig verwendet wird. Wir erinnern uns: Ziel ist die eindeutige Identifikation!

So ist es also durchaus möglich, einzelne Codes hier zu erwerben. Beispielsweise wenn du einen eigenen Onlineshop betreibst und/oder dein Produkt auch offline anbietest. Das Probelm dabei ist aber, dass der Eintrag in GEPIR nicht angepasst wird. Die GLN läuft dann weiterhin auf den ursprünglichen Inhaber. Somit hat das Produkt im besten Fall zwar eine eindeutige Identifikationsnummer, diese sagt aber überhaupt nichts aus.

Seriöse Drittanbieter von GTIN Codes werden deshalb bestreiten, dass sie ungültige Nummern verkaufen, haben damit meiner Meinung nach aber nur bedingt Recht. Im Sinne von Amazon sind die Nummern nämlich ungültig, weil die hinterlegten Firmen nicht zusammen passen.

Fazit

Besorge dir eine eigene GLN bei der GS1, um deine Produkte bei Amazon anzubieten!

Diese ist auf dein Unternehmen regisitriert und du bist somit auf der sicheren Seite!

Gerade als Einsteiger kommen die Kosten natürlich ungelegen. Je nach Paket musst du netto 230 EUR, 330 EUR oder 530 EUR zahlen, zugüglich 150 EUR Jahresgebühr. Langfristig gesehen ist das aber garnicht wirklich teuer, weil du eben 1.000, 10.000 oder 100.000 GTIN erhältst.

 


Wenn ich dir mit dem Beitrag helfen konnte, würde ich mich über einen Kommentar oder ein „Gefällt mir“ bei Facebook freuen. Wenn ich dich total verwirrt hab, sorry, einfacher konnte ich es nicht schreiben 😉

7 Comments

  1. Erhard

    Interessant wird es dann, wenn von einem oder mehreren Hersteller die Artikel z. B. in meinem Auftrag bei einem Großhändler zu einem Bundle gepackt werden. Vielleicht ist der Großhändler so nett und gibt diesem Bundle eine seiner EANs/GTIN, die er vielleicht mal gekauft hat und doch nicht so reichlich benötigt. Und für dich ein toller Service.
    Theoretisch könnten alle einzelnen Produkte im Bundle eine eigene GTIN besitzen, aber das ist in diesem Fall ja unerheblich.
    Du stellst nun „dein Bundle“ bei Amazon mit der GTIN des Großhändlers ein – und schon ist es eine Fake GTIN obwohl alles legal ist …
    Ob Amazon wirklich soweit geht oder nur überprüft, ob es eine gültige Nummer ist … ? Ich lasse mich überraschen.

    • Danke Erhard für Deinen Kommentar!
      Das Thema ist echt spannend im Moment. Und die Sache mit den Bundles macht es auch nicht einfacher 😉
      Ich hoffe, dass es für alle faire Lösungen gibt und Amazon die Möglichkeit bietet, Fake-GTIN auszutauschen. Alle Artikel neu anzulegen und dabei alle Reviews zu verlieren wäre echt eine Katastrophe für viele.

      Beste Grüße,
      Daniel

      PS: Sorry auch, dass das Freischalten so lange gedauert hat.

  2. Alexander

    Super interessanter Artikel, den Du da verfasst hast. Vielen Dank. Er hat dazu geführt, dass ich mir auf die Schnelle GS1 Nummern gekauft habe. 😉 Da mein erstes Produkt gerade erst ausgerollt wird, war es zeitlich gerade noch rechtzeitig. Gut, dass ich im Produktfindungs-Prozess Komplikationen hatte und sich alles zeitlich etwas verzögert hatte.

    Ich habe aber eine Frage, die ich mir auch mit Hilfe von Google nicht beantworten konnte: Bei GS1 ging alles super schnell und über die EAN Nummer finde ich schon meine Firmen-Adresse. Wie aber hinterlege ich hinter jede einzelne EAN die Artikel-Details (wie z. B. bei Deinem Beispiel mit der Wasserflasche.) Wenn ich meine EAN nehme und nach Produktdetails suche kommt kein Treffer – irgendwo muss man das ja pflegen können… Für einen guten Tipp wäre ich wirklich dankbar. Viele Grüsse – und: man liest sich. 😉
    Alexander

  3. Hallo Alexander!
    Das ist mal eine gute Frage! Ich habe nun ein wenig recherchiert und zumindest herausgefunden, dass Du den Service GEPIR Premium für 95 EUR/Jahr buchen kannst. Damit kannst Du direkt Datensätze in GEPIR pflegen (http://www.premium.gepir.de/)
    Aber ich denke mal, dass das nicht die bevorzugte Variante ist. Irgendwie sollte das doch auch kostenlos gehen. Dazu habe ich aber leider auch nichts gefunden. Ich stell‘ die Frage in der PLJ Facebook-Gruppe…

    Beste Grüße,
    Daniel

  4. Wie sieht es denn mit Anbietern von GTIN’s aus, die anbieten, die Codes auch zu registrieren? Ist hiervon ebenfalls generell abzuraten? Oder wäre das Amazon-Konform?

  5. Hakan Kocdemir

    Also GTIN und EAN sind quasi das gleiche, wenn ich es im Artikel richtig verstanden habe und die GTIN sollte ich beantragen wenn ich meine Erste Bestellung tätige, besser noch vor der Bestellung oder?
    Die müssen dann einzeln auf die Produkte drauf? das macht wenn ich mich nicht irre Amazon oder ein beauftragter Spediteur?
    Ist schon komplex aber dein Artikel hat schon stark geholfen es zu verstehen…

    • Hi Hakan,
      GTIN und EAN sind praktisch das gleiche, zumindest von der Funktion her. Wenn Du ein neues Produkt in den Umlauf bringst, brauchst Du zwingend eine GTIN. Das ist keine Amazon-Vorgabe, sondern global so vorgeschrieben.
      Wenn Du nun deine Produkte an Amazon schickst, kannst Du wären, ob Amazon mit der GTIN arbeiten soll oder ob Du Amazon-spezifische Barcodes verwenden willst.

      Beste Grüße,
      Daniel

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